40 Jahre Staffelleiter
Familie Zipprodt

40 Jahre Staffelleiter

Mit Beginn der Saison 1981/82 begann meine Tätigkeit als Staffelleiter. 40 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Da ist viel passiert, es hat sich viel verändert, die Technik hat sich in rasender Geschwindigkeit entwickelt. Nachfolgend ein paar Bilddokumente, versehen mit kurzen Texten, die neben der Nostalgie auch die Entwicklung unseres Kegelsports, im Besonderen des Ergebnisdienstes zeigen. Das ganze etwas wahllos ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 1981/82 - Im damaligen Bezirk Gera wurde grundsätzlich in Staffeln mit sechs Mannschaften gespielt. In den oberen Ligen (Bezirksliga) gab es ausschließlich Turniere, je ein Heimturnier und zwei auf neutralen Bahnen, also nur 8 Spieltage. Die anderen Staffeln spielten in Hin- und Rückrunde gegeneinander und dazu noch ein Turnier auf neutraler Bahn, also in Summe 11 Spieltage. Viel mehr war auch kaum möglich. Auf der Bahn in Rudolstadt nahmen sieben Vereine mit über 20 Mannschaften am Wettkampfsport teil Bemerkenswert die Anzahl der Staffeln des Nachwuchses nur auf der Bezirksebene. Es gab eine Staffel weibliche Jugend, vier Staffeln männliche Jugend und zwei Staffeln Kinder (u14), also insgesamt 42 Mannschaften. Hintergrund war der Zwang der Frauen- und Männerteams eine spielfähige Nachwuchsmannschaft zu betreiben. Die Spielberichte wurden natürlich per Hand geschrieben und per Brief an den Staffelleiter geschickt. Am nachfolgenden Dienstag kamen die Briefe beim Staffelleiter an. Der fertigte die Auswertung an, die zweimal auf der Schreibmaschine getippt werden musste, und verschickte diese ebenfalls per Brief an die Mannschaften. Am Donnerstag wussten dann alle Mannschaften wie die Spiele ausgegangen waren. Die Männer spielten im Bezirksmaßstab grundsätzlich über 200 Wurf. Auf Zweibahnanlagen dauerte ein Spiel dann acht Stunden. Die Einzelwertung wurde wohl auf Grund der zu diesen Zeiten extrem unterschiedlichen Bahnbedingungen nicht nach den durchschnittlich erzielten Kegeln, sondern nach einem Platzziffernsystem erstellt. Der beste Spieler hatte die Platzziffer 12, der schlechteste die Platzziffer 1. Bei Turnieren wurde die Platzziffer entsprechend geteilt. Bei der reinen Turnierform erhielt der beste Spieler die Platzziffer=Anzahl aller Spieler, der schlechteste die Platzziffer 1. Im Gegensatz zu heute hatte die Einzelwertung einen offiziellen Charakter. Inhalt und Form waren in der Sportordnung geregelt. Die Einzelwertung diente der Qualifikation zu den Einzelmeisterschaften. Übrigens galt diese Sportordnung auf allen Ebenen, also in der höchsten Spielklasse genau so wie der untersten Kreisklasse. Ein Staffelleiter hatte als Hilfsmittel zur Ermittlung der Tabellen nur Papier und Stift und musste alles selbst ausrechnen. 1987 begann das Computerzeitalter. Ich hatte das Glück in meinem Betrieb Zugriff auf den legendären PC 1715 zu haben. So gab es am 21.12.1987 die erste Auswertung per Computer. 1988/89 - In dieser Saison wurde die Bezirksliga und eine Staffel der Landesklasse der Männer im Bezirk Gera umfassend über den Computer ausgewertet. Das erste Vollprogramm zumindest auf dem Gebiet der DDR habe ich in REDABAS, einem DDR-Ableger der Datenbankanwendung dBase geschrieben und in den folgenden Jahren immer weiter entwickelt. Noch heute ist das Programm bei den 100 Wurf Ligen im Einsatz und auch viele Kreisvereine nutzen es noch immer. ******************************************** 1990 begann eine neue Zeit. Der Thüringer Kegler-Verband gründete sich. Die drei ehemaligen Bezirke Erfurt, Suhl und Gera wurden zusammengeführt. Auch Mannschaften aus dem Bezirken Halle und Leipzig kamen hinzu. Im Übergangsjahr 1990/91, mit noch getrennten Spielbetrieb in den Bezirken, die sich jetzt Nord-, Süd- und Ostthüringen nannten, gab es die ersten Thüringer Meister. Das erste Ansetzungsheft war damals 58 Seiten stark. 1991/92 - Unter Federführung des TKV gab es die ersten gemeinsamen Staffeln Landesliga Frauen und Männer. Alle anderen Staffeln waren noch regional weitestgehend den Ursprungsbezirken zugeordnet, aber schon vom TKV geplant und betrieben. 1992/93 wurde mit Streichergebnis gespielt. Zum Glück gab es diese etwas merkwürdige Variante nur eine einzige Saison. 1993/94 wurde für die Mannschaften der Landesligen der Frauen und Männer ein telefonischer Ergebnisdienst eingeführt. Damit erhöhte sich der Aufwand für den Staffelleiter erheblich, verbunden mit einer zeitlichen Abhängigkeit. Aber statt am Donnerstag gab es jetzt, zumindest mündlich, die Ergebnisse schon am Sonntag Abend und auch in den Zeitungen waren die Tabellen schon am Dienstag zu lesen. Da ich noch selbst als Kegler unterwegs war, übernahm meine Frau Elke große Teile dieser Tätigkeiten. So ganz nebenbei war der Staffelleiter, jetzt auch noch „Seelentröster“, bzw. im Fall der Familie Zipprodt „Seelentrösterin“. ------------------------ Noch nicht für das kegeln relevant, aber schon ein Schritt in die Zukunft. Am 14.11.1994 begann für mich mit dem Anschluss an Datex-J der Einstieg ins Internetzeitalter. Nach dem Übergang zu t-online gab es Ende 1995 das „richtige“ Internet und die erste Emailadresse. ---------------------- 1994/95 gab es eine grundhafte Veränderung der Staffelstrukturen. Die noch aus den Bezirken stammenden Spielklassen wurden zusammengeführt. Es gab jetzt eine Pyramidenstruktur aus 1. Landesliga, 2. Landesliga, 1. Landesklasse und 2. Landesklasse. Thüringen betreibt damit den umfangreichsten Spielbetrieb eines Landesverbandes innerhalb des DKB. 17 Jahre lang, bis 2011, wird es diese Strukturen so geben. Eine Konstanz, die im Sport wohl fast einmalig ist. Auch nach vielen Jahren bin ich noch etwas Stolz darauf, dass ich hier nicht unwesentlich meine Finger im Spiel hatte. Im Männerbereich wird auf Zweibahnanlagen in den Landesklassen jetzt nur noch über 100 Wurf gespielt. 1995/96 - Wieder gibt es neue Errungenschaften. Das Faxgerät breitet sich aus. Die Mannschaften können die Spielberichte auf diesen Weg senden, die Auswertungen gehen auf diesem Weg an die Presse und die Mannschaften. Es dauert aber noch sehr lange, 10 Jahre, bis dies umfassend sein wird. 1998/99 tauchten die ersten Computer auf den Kegelbahnen auf. Der erste Spielbericht für den PC, der schon „rechnen“ kann, wird angeboten. 1999/00 - Ein weiterer Meilenstein der Entwicklung ist die Einrichtung einer Webseite für den TKV. Federführend war hier Jörg Walpuski. Am 27.12.1999 ging die Seite tkv-kegeln.de online. Leider gibt es keine Bilder mehr von den ersten Anfängen. In der Saison 2000/01 ging der erste Internetergebnisdienst ans Netz. Die Voraussetzungen dazu schaffte ebenfalls Jörg Walpuski, die Programmierung erledigte sein Sohn und Rene Zimmermann. Die 1. Landesliga wurde komplett angeboten. Für die anderen Staffeln wurden im Laufe des Spieljahres die Voraussetzungen geschaffen. Alle Staffelleiter mussten einen Computer und auch eine Emailadresse haben und dann auch das Programm zur Erstellung der Auswertungen benutzen. Nicht alle bis dahin eingesetzten Staffelleiter konnten/wollten dies umsetzen. 2001/02 gab es dann umfassend den Ergebnisdienst. Während die technischen Voraussetzungen der Staffelleiter schon recht gut waren, war die Ausstattung der Mannschaften/Kegelbahnen noch nicht so weit. Noch immer dominierte in den meisten Staffeln der Versand der handgeschriebenen Spielberichte per Brief. 2005/06 - inzwischen gibt es schon Kegelbahnen, deren Kegelstellautomaten die (fast) fertigen Spielberichte ausgeben. Die Durchführungsbestimmungen fordern erstmals, dass die Spielberichte per Fax oder Email an die Staffelleiter zu senden sind. Ein Aufschrei geht durch Thüringen. Wie können die bösen Funktionäre des TKV 12 Jahre nach der flächendeckenden Einführung der Faxgeräte und 10 Jahre nach Einführung des Internets so etwas verlangen. ---------------- Staffelleiter sind in einer sehr ungünstigen Position. Sie müssen die Weisungen von „oben“, die Ordnungen und Durchführungsbestimmungen durchsetzen. Von „unten“, von den Mannschaften, gibt es unzählige Fälle, die da ganz anderer Meinung sind. Der Staffelleiter ist auch die 1. Instanz bei Rechtsstreitigkeiten. Was es da in den 40 Jahres so alles gab, könnte ein Buch füllen. Guter Staffelleiter, böser Staffelleiter, in Erinnerung bleiben meist nur die Fälle, wo der böse Staffelleiter gegen eine Mannschaft entschieden hat. Im Bild der berühmte „Gasangriff“ auf der Bahn Gispersleben. --------------- 2008/09 - Nicht immer geht es unter Funktionären harmonisch zu. Nach kontroversen Diskussionen im Spielausschuss zieht sich Jörg Walpuski, der über mehrere Jahre den TKV modernisiert hat, als Funktionär und Webmaster zurück. Teile seiner Tätigkeiten fallen an mich. Hier im Besonderen die (An)leitung der Staffelleiter (Staffelleiterkoordinator). ------------- 2010/11 - 17 Jahre mit nahezu unveränderten Bedingungen gehen zu Ende. Die Kegelwelt reformiert sich. Deutschland und auch Thüringen haben große Probleme damit. Nicht nur mit dem „drohenden“ Spielsystem 120 Wurf mit Punktwertung. Die „gute alte Zeit“ soll bleiben. Noch gibt es die handgeschrieben Spielberichte auch in Thüringens höchster Spielklasse. Immerhin werden jetzt, fünf Jahre nach der verbindlichen Einführung, alle Spielberichte per Fax und teilweise per Email versandt. Mit der Einführung des neuen Spielsystems verschwinden zumindest in diesen Staffeln endlich die handgeschriebenen Spielberichte. Das neue Spielsystem verlangte auch eine umfassende Überarbeitung des Auswertungsprogrammes, welches jetzt deutlich mehr Informationen ausgibt. Eine der Entwicklung der Medien und Technik angemessenen komplette Neuausrichtung bekomme ich aber nicht auf die Reihe. Berufspendler, Familie, Reisen, Vereinsarbeit, Trainer, eigenes Haus Alles ist halt doch nicht zu schaffen. ------------------------ Sommer 2014 - Ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich habe das Glück vorzeitig meine Berufstätigkeit beenden zu können. Zeit für neue Aufgaben. ---------------------- 2015 - Mit Frank Breitbarth werden Konzeptionen für eine neue Webseite mit einem CMS (deutsch - Inhaltverwaltungssystem) und einem Onlineergebnis erstellt und in den Gremien beraten. Nach langwierigen hin und her wird die Firma labseven mit der Erstellung der neuen Webseite beauftragt. Im Mai 2016 geht unsere neue Webseite in Betrieb. Vom Onlineergebnisdienst ist keine Rede mehr. Wir haben jetzt ein modernes zeitgemäßes CMS, mit dem alle Funktionäre des TKV Inhalte der Webseite bearbeiten können, und (noch) einen uralten Ergebnisdienst. ----------------- Für den den geplanten Online-Ergebnisdienst erarbeite ich fast im Alleingang ein Forderungsprogramm. Es soll in Anlehnung an das alte Programm eine Datenbankanwendung werden. Eines der Grundanliegen ist es, den Vereinen keine zusätzlichen Kosten aufzubürden. So sollen die vorhandenen Spielberichte direkt auf die Webseite hochgeladen werden. Die Bedienung soll möglichst einfach sein. Die Staffelleiter sollen weniger Aufwand haben und zeitlich unabhängiger werden. 2017/18 - Ungeahnt schwierig wird die Umsetzung des Onlineergebnisdienstes. Statt der geplanten Einführung gibt es einen einjährigen Test für den Onlineergebnisdienst in der Thüringenliga der Männer und zu Teilen in der Landesliga Männer Staffel II. Schon hier erweist sich, dass Neuerungen nur schwer umzusetzen sind. 2018/19 geht der Onlineergebnisdienst in Betrieb. Trotz aufwändiger Vorbereitungen gab es doch einige Startschwierigkeiten, aber nicht weil die Abläufe/Programme nicht funktionierten. Es gibt so viel Widerstand gegen Neues wie nie zuvor. Auch die Art der verbalen Angriffe erreichte neue Dimensionen. Erstaunlich, nicht die Alten, sondern Kegler im besten Lebensalter leisten massiv Widerstand. Die größte Schwierigkeit im Leben besteht nicht darin Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen. John Maynard Keynes Wahrscheinlich wird es auch jetzt Jahre dauern, ähnlich wie beim Übergang vom Brief zum Fax/Email, ähnlich wie beim Übergang vom handgeschrieben zum vom Computer erzeugten Spielbericht. 2019/20 - Der DKBC-Ergebnisdienst, der sich ganz stark an der Lösung des TKV orientiert, geht online. In Thüringen benutzen mit Greiz und Saale-Orla auch die ersten Kreisvereine diesen Ergebnisdienst. Das gedruckte Ansetzungsheft ist in diesem Jahr 226 Seiten stark. 2020//21 - Der Ergebnisdienst geht in die dritte Saison und arbeitet absolut fehlerfrei. Probleme bereitet, wie oft in der Technik, die Schnittstelle Mensch/Maschine. Eine Menge Arbeit wird in die Umgestaltung der Spielberichte gesteckt, um die Bedienung zu vereinfachen und Fehler zu vermeiden. So ist jetzt der Spielplan hinterlegt, die Stammspieler eingetragen und die Prozedur zum hochladen ins Internet mit allen erforderlichen Hinweisen versehen. Hier bringt sich vor allem Jens Baumann intensiv ein. Layoutideen steuert Udo Hennicke bei. Die Akzeptanz des Ergebnisdienstes steigt. Einige wenige wollen aber den „Scheiß“ nicht, den „Rotz, der immer nicht funktioniert“. Einige wenige haben es auch im dritten Jahr der Anwendung noch nicht geschafft die Bedienanleitung zu lesen. Staffelleiter ist sicherlich kein Traumjob. Es hat mir aber trotz aller Widrigkeiten, trotz der manchmal notwendigen oder auch überflüssigen Konfrontation mit den Partnern von „oben“ und von „unten“ immer Spaß gemacht meinen Teil dazu beizutragen unser gemeinsames Hobby, das kegeln, zu leben. 40 Jahre sind eine lange Zeit. Zeit die Tätigkeit an jüngere Leute zu übergeben. Ich habe aber noch nicht alles geschafft, was ich mir 2014, dem Einstieg in den „Unruhestand“ vorgenommen habe. Ein Ziel gibt es noch, die Onlineübertragung aus dazu geeigneter Bahnsoftware direkt in den Ergebnisdienst. So lange müsst Ihr mich noch ertragen.
40 Jahre Staffelleiter
Familie Zipprodt

40 Jahre Staffelleiter

Mit Beginn der Saison 1981/82 begann meine Tätigkeit als Staffelleiter. 40 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Da ist viel passiert, es hat sich viel verändert, die Technik hat sich in rasender Geschwindigkeit entwickelt. Nachfolgend ein paar Bilddokumente, versehen mit kurzen Texten, die neben der Nostalgie auch die Entwicklung unseres Kegelsports, im Besonderen des Ergebnisdienstes zeigen. Das ganze etwas wahllos ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 1981/82 - Im damaligen Bezirk Gera wurde grundsätzlich in Staffeln mit sechs Mannschaften gespielt. In den oberen Ligen (Bezirksliga) gab es ausschließlich Turniere, je ein Heimturnier und zwei auf neutralen Bahnen, also nur 8 Spieltage. Die anderen Staffeln spielten in Hin- und Rückrunde gegeneinander und dazu noch ein Turnier auf neutraler Bahn, also in Summe 11 Spieltage. Viel mehr war auch kaum möglich. Auf der Bahn in Rudolstadt nahmen sieben Vereine mit über 20 Mannschaften am Wettkampfsport teil Bemerkenswert die Anzahl der Staffeln des Nachwuchses nur auf der Bezirksebene. Es gab eine Staffel weibliche Jugend, vier Staffeln männliche Jugend und zwei Staffeln Kinder (u14), also insgesamt 42 Mannschaften. Hintergrund war der Zwang der Frauen- und Männerteams eine spielfähige Nachwuchsmannschaft zu betreiben. Die Spielberichte wurden natürlich per Hand geschrieben und per Brief an den Staffelleiter geschickt. Am nachfolgenden Dienstag kamen die Briefe beim Staffelleiter an. Der fertigte die Auswertung an, die zweimal auf der Schreibmaschine getippt werden musste, und verschickte diese ebenfalls per Brief an die Mannschaften. Am Donnerstag wussten dann alle Mannschaften wie die Spiele ausgegangen waren. Die Männer spielten im Bezirksmaßstab grundsätzlich über 200 Wurf. Auf Zweibahnanlagen dauerte ein Spiel dann acht Stunden. Die Einzelwertung wurde wohl auf Grund der zu diesen Zeiten extrem unterschiedlichen Bahnbedingungen nicht nach den durchschnittlich erzielten Kegeln, sondern nach einem Platzziffernsystem erstellt. Der beste Spieler hatte die Platzziffer 12, der schlechteste die Platzziffer 1. Bei Turnieren wurde die Platzziffer entsprechend geteilt. Bei der reinen Turnierform erhielt der beste Spieler die Platzziffer=Anzahl aller Spieler, der schlechteste die Platzziffer 1. Im Gegensatz zu heute hatte die Einzelwertung einen offiziellen Charakter. Inhalt und Form waren in der Sportordnung geregelt. Die Einzelwertung diente der Qualifikation zu den Einzelmeisterschaften. Übrigens galt diese Sportordnung auf allen Ebenen, also in der höchsten Spielklasse genau so wie der untersten Kreisklasse. Ein Staffelleiter hatte als Hilfsmittel zur Ermittlung der Tabellen nur Papier und Stift und musste alles selbst ausrechnen. 1987 begann das Computerzeitalter. Ich hatte das Glück in meinem Betrieb Zugriff auf den legendären PC 1715 zu haben. So gab es am 21.12.1987 die erste Auswertung per Computer. 1988/89 - In dieser Saison wurde die Bezirksliga und eine Staffel der Landesklasse der Männer im Bezirk Gera umfassend über den Computer ausgewertet. Das erste Vollprogramm zumindest auf dem Gebiet der DDR habe ich in REDABAS, einem DDR-Ableger der Datenbankanwendung dBase geschrieben und in den folgenden Jahren immer weiter entwickelt. Noch heute ist das Programm bei den 100 Wurf Ligen im Einsatz und auch viele Kreisvereine nutzen es noch immer. ******************************************** 1990 begann eine neue Zeit. Der Thüringer Kegler- Verband gründete sich. Die drei ehemaligen Bezirke Erfurt, Suhl und Gera wurden zusammengeführt. Auch Mannschaften aus dem Bezirken Halle und Leipzig kamen hinzu. Im Übergangsjahr 1990/91, mit noch getrennten Spielbetrieb in den Bezirken, die sich jetzt Nord-, Süd- und Ostthüringen nannten, gab es die ersten Thüringer Meister. Das erste Ansetzungsheft war damals 58 Seiten stark. 1991/92 - Unter Federführung des TKV gab es die ersten gemeinsamen Staffeln Landesliga Frauen und Männer. Alle anderen Staffeln waren noch regional weitestgehend den Ursprungsbezirken zugeordnet, aber schon vom TKV geplant und betrieben. 1992/93 wurde mit Streichergebnis gespielt. Zum Glück gab es diese etwas merkwürdige Variante nur eine einzige Saison. 1993/94 wurde für die Mannschaften der Landesligen der Frauen und Männer ein telefonischer Ergebnisdienst eingeführt. Damit erhöhte sich der Aufwand für den Staffelleiter erheblich, verbunden mit einer zeitlichen Abhängigkeit. Aber statt am Donnerstag gab es jetzt, zumindest mündlich, die Ergebnisse schon am Sonntag Abend und auch in den Zeitungen waren die Tabellen schon am Dienstag zu lesen. Da ich noch selbst als Kegler unterwegs war, übernahm meine Frau Elke große Teile dieser Tätigkeiten. So ganz nebenbei war der Staffelleiter, jetzt auch noch „Seelentröster“, bzw. im Fall der Familie Zipprodt „Seelentrösterin“. ------------------------ Noch nicht für das kegeln relevant, aber schon ein Schritt in die Zukunft. Am 14.11.1994 begann für mich mit dem Anschluss an Datex-J der Einstieg ins Internetzeitalter. Nach dem Übergang zu t-online gab es Ende 1995 das „richtige“ Internet und die erste Emailadresse. ---------------------- 1994/95 gab es eine grundhafte Veränderung der Staffelstrukturen. Die noch aus den Bezirken stammenden Spielklassen wurden zusammengeführt. Es gab jetzt eine Pyramidenstruktur aus 1. Landesliga, 2. Landesliga, 1. Landesklasse und 2. Landesklasse. Thüringen betreibt damit den umfangreichsten Spielbetrieb eines Landesverbandes innerhalb des DKB. 17 Jahre lang, bis 2011, wird es diese Strukturen so geben. Eine Konstanz, die im Sport wohl fast einmalig ist. Auch nach vielen Jahren bin ich noch etwas Stolz darauf, dass ich hier nicht unwesentlich meine Finger im Spiel hatte. Im Männerbereich wird auf Zweibahnanlagen in den Landesklassen jetzt nur noch über 100 Wurf gespielt. 1995/96 - Wieder gibt es neue Errungenschaften. Das Faxgerät breitet sich aus. Die Mannschaften können die Spielberichte auf diesen Weg senden, die Auswertungen gehen auf diesem Weg an die Presse und die Mannschaften. Es dauert aber noch sehr lange, 10 Jahre, bis dies umfassend sein wird. 1998/99 tauchten die ersten Computer auf den Kegelbahnen auf. Der erste Spielbericht für den PC, der schon „rechnen“ kann, wird angeboten. 1999/00 - Ein weiterer Meilenstein der Entwicklung ist die Einrichtung einer Webseite für den TKV. Federführend war hier Jörg Walpuski. Am 27.12.1999 ging die Seite tkv-kegeln.de online. Leider gibt es keine Bilder mehr von den ersten Anfängen. In der Saison 2000/01 ging der erste Internetergebnisdienst ans Netz. Die Voraussetzungen dazu schaffte ebenfalls Jörg Walpuski, die Programmierung erledigte sein Sohn und Rene Zimmermann. Die 1. Landesliga wurde komplett angeboten. Für die anderen Staffeln wurden im Laufe des Spieljahres die Voraussetzungen geschaffen. Alle Staffelleiter mussten einen Computer und auch eine Emailadresse haben und dann auch das Programm zur Erstellung der Auswertungen benutzen. Nicht alle bis dahin eingesetzten Staffelleiter konnten/wollten dies umsetzen. 2001/02 gab es dann umfassend den Ergebnisdienst. Während die technischen Voraussetzungen der Staffelleiter schon recht gut waren, war die Ausstattung der Mannschaften/Kegelbahnen noch nicht so weit. Noch immer dominierte in den meisten Staffeln der Versand der handgeschriebenen Spielberichte per Brief. 2005/06 - inzwischen gibt es schon Kegelbahnen, deren Kegelstellautomaten die (fast) fertigen Spielberichte ausgeben. Die Durchführungsbestimmungen fordern erstmals, dass die Spielberichte per Fax oder Email an die Staffelleiter zu senden sind. Ein Aufschrei geht durch Thüringen. Wie können die bösen Funktionäre des TKV 12 Jahre nach der flächendeckenden Einführung der Faxgeräte und 10 Jahre nach Einführung des Internets so etwas verlangen. ---------------- Staffelleiter sind in einer sehr ungünstigen Position. Sie müssen die Weisungen von „oben“, die Ordnungen und Durchführungsbestimmungen durchsetzen. Von „unten“, von den Mannschaften, gibt es unzählige Fälle, die da ganz anderer Meinung sind. Der Staffelleiter ist auch die 1. Instanz bei Rechtsstreitigkeiten. Was es da in den 40 Jahres so alles gab, könnte ein Buch füllen. Guter Staffelleiter, böser Staffelleiter, in Erinnerung bleiben meist nur die Fälle, wo der böse Staffelleiter gegen eine Mannschaft entschieden hat. Im Bild der berühmte „Gasangriff“ auf der Bahn Gispersleben. --------------- 2008/09 - Nicht immer geht es unter Funktionären harmonisch zu. Nach kontroversen Diskussionen im Spielausschuss zieht sich Jörg Walpuski, der über mehrere Jahre den TKV modernisiert hat, als Funktionär und Webmaster zurück. Teile seiner Tätigkeiten fallen an mich. Hier im Besonderen die (An)leitung der Staffelleiter (Staffelleiterkoordinator). ------------- 2010/11 - 17 Jahre mit nahezu unveränderten Bedingungen gehen zu Ende. Die Kegelwelt reformiert sich. Deutschland und auch Thüringen haben große Probleme damit. Nicht nur mit dem „drohenden“ Spielsystem 120 Wurf mit Punktwertung. Die „gute alte Zeit“ soll bleiben. Noch gibt es die handgeschrieben Spielberichte auch in Thüringens höchster Spielklasse. Immerhin werden jetzt, fünf Jahre nach der verbindlichen Einführung, alle Spielberichte per Fax und teilweise per Email versandt. Mit der Einführung des neuen Spielsystems verschwinden zumindest in diesen Staffeln endlich die handgeschriebenen Spielberichte. Das neue Spielsystem verlangte auch eine umfassende Überarbeitung des Auswertungsprogrammes, welches jetzt deutlich mehr Informationen ausgibt. Eine der Entwicklung der Medien und Technik angemessenen komplette Neuausrichtung bekomme ich aber nicht auf die Reihe. Berufspendler, Familie, Reisen, Vereinsarbeit, Trainer, eigenes Haus Alles ist halt doch nicht zu schaffen. ------------------------ Sommer 2014 - Ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich habe das Glück vorzeitig meine Berufstätigkeit beenden zu können. Zeit für neue Aufgaben. ---------------------- 2015 - Mit Frank Breitbarth werden Konzeptionen für eine neue Webseite mit einem CMS (deutsch - Inhaltverwaltungssystem) und einem Onlineergebnis erstellt und in den Gremien beraten. Nach langwierigen hin und her wird die Firma labseven mit der Erstellung der neuen Webseite beauftragt. Im Mai 2016 geht unsere neue Webseite in Betrieb. Vom Onlineergebnisdienst ist keine Rede mehr. Wir haben jetzt ein modernes zeitgemäßes CMS, mit dem alle Funktionäre des TKV Inhalte der Webseite bearbeiten können, und (noch) einen uralten Ergebnisdienst. ----------------- Für den den geplanten Online-Ergebnisdienst erarbeite ich fast im Alleingang ein Forderungsprogramm. Es soll in Anlehnung an das alte Programm eine Datenbankanwendung werden. Eines der Grundanliegen ist es, den Vereinen keine zusätzlichen Kosten aufzubürden. So sollen die vorhandenen Spielberichte direkt auf die Webseite hochgeladen werden. Die Bedienung soll möglichst einfach sein. Die Staffelleiter sollen weniger Aufwand haben und zeitlich unabhängiger werden. 2017/18 - Ungeahnt schwierig wird die Umsetzung des Onlineergebnisdienstes. Statt der geplanten Einführung gibt es einen einjährigen Test für den Onlineergebnisdienst in der Thüringenliga der Männer und zu Teilen in der Landesliga Männer Staffel II. Schon hier erweist sich, dass Neuerungen nur schwer umzusetzen sind. 2018/19 geht der Onlineergebnisdienst in Betrieb. Trotz aufwändiger Vorbereitungen gab es doch einige Startschwierigkeiten, aber nicht weil die Abläufe/Programme nicht funktionierten. Es gibt so viel Widerstand gegen Neues wie nie zuvor. Auch die Art der verbalen Angriffe erreichte neue Dimensionen. Erstaunlich, nicht die Alten, sondern Kegler im besten Lebensalter leisten massiv Widerstand. Die größte Schwierigkeit im Leben besteht nicht darin Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen. John Maynard Keynes Wahrscheinlich wird es auch jetzt Jahre dauern, ähnlich wie beim Übergang vom Brief zum Fax/Email, ähnlich wie beim Übergang vom handgeschrieben zum vom Computer erzeugten Spielbericht. 2019/20 - Der DKBC-Ergebnisdienst, der sich ganz stark an der Lösung des TKV orientiert, geht online. In Thüringen benutzen mit Greiz und Saale-Orla auch die ersten Kreisvereine diesen Ergebnisdienst. Das gedruckte Ansetzungsheft ist in diesem Jahr 226 Seiten stark. 2020//21 - Der Ergebnisdienst geht in die dritte Saison und arbeitet absolut fehlerfrei. Probleme bereitet, wie oft in der Technik, die Schnittstelle Mensch/Maschine. Eine Menge Arbeit wird in die Umgestaltung der Spielberichte gesteckt, um die Bedienung zu vereinfachen und Fehler zu vermeiden. So ist jetzt der Spielplan hinterlegt, die Stammspieler eingetragen und die Prozedur zum hochladen ins Internet mit allen erforderlichen Hinweisen versehen. Hier bringt sich vor allem Jens Baumann intensiv ein. Layoutideen steuert Udo Hennicke bei. Die Akzeptanz des Ergebnisdienstes steigt. Einige wenige wollen aber den „Scheiß“ nicht, den „Rotz, der immer nicht funktioniert“. Einige wenige haben es auch im dritten Jahr der Anwendung noch nicht geschafft die Bedienanleitung zu lesen. Staffelleiter ist sicherlich kein Traumjob. Es hat mir aber trotz aller Widrigkeiten, trotz der manchmal notwendigen oder auch überflüssigen Konfrontation mit den Partnern von „oben“ und von „unten“ immer Spaß gemacht meinen Teil dazu beizutragen unser gemeinsames Hobby, das kegeln, zu leben. 40 Jahre sind eine lange Zeit. Zeit die Tätigkeit an jüngere Leute zu übergeben. Ich habe aber noch nicht alles geschafft, was ich mir 2014, dem Einstieg in den „Unruhestand“ vorgenommen habe. Ein Ziel gibt es noch, die Onlineübertragung aus dazu geeigneter Bahnsoftware direkt in den Ergebnisdienst. So lange müsst Ihr mich noch ertragen.